Donnerstag, 7. Juli 2011

Dialog – Diskussion – Debatte – Streit (Teil 1)

Vier völlig verschiedene Begriffe, die oft und gerne verwechselt werden und/oder ineinander überfließen, gerade wenn viele Leute darin aufgehen. In der ÖSF stolpern wir dauernd wieder über solche Definitionen, wobei wir meist über die Ausführung stolpern und nicht über den Begriff an sich.
Heute möchte ich auf das erste dieser Worte eingehen und in absehbarer Zeit mit den anderen Begriffen aufwarten.

Ein Dialog beschreibt eine Rede und Gegenrede zwischen zwei verschiedenen Gesprächspartnern, kann schriftlich oder mündlich erfolgen und hält sich als Begriff bar jeder Negativ- oder Positivassoziation. Dennoch wird der Dialog meist positiv aufgenommen, wer einen Dialog führt, hält sich angeblich an gewisse Gesprächsvorgaben, ist für den Gesprächspartner offen und zugänglich, geht auf dessen Meinungen ein und man lässt sich gegenseitig ausreden. Das ist ein Dialog, wie wir ihn als übergeordnete, erstrebenswerte Grundform kennen.
Aber ist ein Streitgespräch nicht auch ein Dialog, denn auch hier gibt es zwei Personen, die reden und gegenreden und dabei miteinander interagieren – auch ein Dialog per definitionem. Denn das Gegenstück des Dialogs wäre der Monolog, auch etwas das viele Leute gerne praktizieren, in dem sie nicht auf andere eingehen sondern in einer "Textwall" ihre Meinung propagieren und entweder nicht auf Reaktionen hoffen oder gar keine wünschen.

Der Dialog an sich ist aber verschiedenartig in der Sprachwissenschaft und der Wissenschaft an sich gekennzeichnet, er stellt einen Überbegriff für ein (interaktives) Gespräch dar, für das man – wenn man nach William Isaacs vom amerikanischen MIT geht – folgende Fähigkeiten benötigt:

• Zuhören (das Gesagte auf sich wirken lassen)
• Respektieren (keine Abwehr, Kritik, Schuldzuweisung aussprechen)
• Suspendieren (die eigenen Gedanken, Emotionen und Meinungen als solche wahrnehmen und nicht über alle anderen stellen)
• Artikulieren (sich selbst treu bleiben bei der Sprachfindung und bei der eigenen Wahrheit bleiben)

Sieht man den Dialog nach der Quelle des griechischen Philosophen Sokrates, so ist der Dialog ein direktes Gespräch, in dem durch die Grundfrage "Was tust du da, und wie kommst du dazu, das so zu verstehen, wie du es tust?" das Wissen des Gesprächspartners an die Oberfläche zu holen ist.
Beim Ausforschen der Grundfrage geht es nicht darum, eine Bewertung durchzuführen, die Meinung des anderen also nicht nach eigenen Kriterien abzustecken, sondern die Sichtweise zu akzeptieren und so zu festigen, was daran jetzt tatsächlich bedeutsam ist.

Wir, als Teilnehmer und Schreiber an und in einem Forenrollenspiel, verstehen unter Dialog das, was unsere Charaktere von sich geben wenn wir sie mit anderen interagieren lassen. Der Dialog kann langweilig sein, erheiternd, dramatisch oder erörternd, aber er wird erst tatsächliche Bedeutung erlangen, wenn wir ihn mit der Geschichte die wir drum herum schreiben auch verknüpfen, sprich interagieren.

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