Donnerstag, 14. Juli 2011

Dialog - Diskussion - Debatte - Streit (2)

Besteht eine Diskussion zwischen zwei Diskutanten, ist es eigentlich auch ein Dialog, aber vor allem wird darin ein bestimmtes Thema untersucht und behandelt, wobei jeder seine eigenen Argumente vorbringt. Die meisten Diskussionen, gerade in großen Communitys, bestehen jedoch aus mehr als einem Gesprächspartner und somit auch aus mehreren Meinungen und Argumentationsteilen.

Der Austausch der Meinungen geschieht in einer Diskussion nicht ausschließlich mit einem einzigen Medium (Sprache oder Schrift), sondern oftmals überschneidend. In politischen Diskussionen der "realen Welt" spielen auch Leserbriefe, Zeitungsartikel, Internetforen eine Rolle zur Meinungsbildung und Argumentation. Das ist natürlich auch bei uns der Fall, denn nehme man ein Chatgespräch als verbale Form der Kommunikation, aus dem sich eine Diskussion entwickelt, die dann ins Forum getragen wird um andere daran teilhaben zu lassen, so wird sich wohl dennoch weiter auch von anderen im Chat darüber unterhalten. Vielleicht schreibt jemand ein Statement, veröffentlicht es an anderer Stelle wie zum Beispiel dem Newsletter und daraufhin entfernt sich die Diskussion vom eigentlichen Thema.

Was für uns als Internetcommunity schwierig ist, ist die Benützung von Visualisierungen als Hilfsmittel. Man kann nicht mal eben schnell ein Flipchart anfertigen um aufzuzeichnen wie der eigene Gedankengang gerade aussieht, man tut sich schwer damit, vom eigenen Redefluss unabhängig nebenher Stichworte mitzuschreiben die für alle sichtbar und lesbar sind – solche Hilfsmittel vereinfachen die Diskussion, fördern Gelassenheit und erhöhen auch die Aufmerksamkeit, da man nicht so schnell den Faden verliert.

Der Vorteil unserer Diskussionshaltung ist der, dass jederzeit nachgelesen werden kann. Im realen Leben kann ich nicht zurückspulen und mir noch einmal ganz genau anhören was der andere gerade gesagt hat, bei uns kann ich nachlesen – und das immer wieder, sogar während ich antworte.
Wir haben mehr Zeit zum reagieren, aber gerade das kann auch zu einem Problem werden. Je länger eine Reaktion auf sich warten lässt, desto mehr Zeit hat der Gesprächspartner, seine eigene Meinung noch mehr zu verinnerlichen und zu festigen, sodass man am Schluss zu keiner Lösung oder einem Kompromiss gelangt.

In einem solchen Fall herrscht ein Dissens, die Erkenntnis, dass verschiedene Meinungen bestehen – aber eben auch die Einsicht in die Meinungen der anderen und damit die Grundlage für eine Diskussion, um diese Meinungen kennen und vielleicht auch verstehen zu lernen.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Dialog – Diskussion – Debatte – Streit (Teil 1)

Vier völlig verschiedene Begriffe, die oft und gerne verwechselt werden und/oder ineinander überfließen, gerade wenn viele Leute darin aufgehen. In der ÖSF stolpern wir dauernd wieder über solche Definitionen, wobei wir meist über die Ausführung stolpern und nicht über den Begriff an sich.
Heute möchte ich auf das erste dieser Worte eingehen und in absehbarer Zeit mit den anderen Begriffen aufwarten.

Ein Dialog beschreibt eine Rede und Gegenrede zwischen zwei verschiedenen Gesprächspartnern, kann schriftlich oder mündlich erfolgen und hält sich als Begriff bar jeder Negativ- oder Positivassoziation. Dennoch wird der Dialog meist positiv aufgenommen, wer einen Dialog führt, hält sich angeblich an gewisse Gesprächsvorgaben, ist für den Gesprächspartner offen und zugänglich, geht auf dessen Meinungen ein und man lässt sich gegenseitig ausreden. Das ist ein Dialog, wie wir ihn als übergeordnete, erstrebenswerte Grundform kennen.
Aber ist ein Streitgespräch nicht auch ein Dialog, denn auch hier gibt es zwei Personen, die reden und gegenreden und dabei miteinander interagieren – auch ein Dialog per definitionem. Denn das Gegenstück des Dialogs wäre der Monolog, auch etwas das viele Leute gerne praktizieren, in dem sie nicht auf andere eingehen sondern in einer "Textwall" ihre Meinung propagieren und entweder nicht auf Reaktionen hoffen oder gar keine wünschen.

Der Dialog an sich ist aber verschiedenartig in der Sprachwissenschaft und der Wissenschaft an sich gekennzeichnet, er stellt einen Überbegriff für ein (interaktives) Gespräch dar, für das man – wenn man nach William Isaacs vom amerikanischen MIT geht – folgende Fähigkeiten benötigt:

• Zuhören (das Gesagte auf sich wirken lassen)
• Respektieren (keine Abwehr, Kritik, Schuldzuweisung aussprechen)
• Suspendieren (die eigenen Gedanken, Emotionen und Meinungen als solche wahrnehmen und nicht über alle anderen stellen)
• Artikulieren (sich selbst treu bleiben bei der Sprachfindung und bei der eigenen Wahrheit bleiben)

Sieht man den Dialog nach der Quelle des griechischen Philosophen Sokrates, so ist der Dialog ein direktes Gespräch, in dem durch die Grundfrage "Was tust du da, und wie kommst du dazu, das so zu verstehen, wie du es tust?" das Wissen des Gesprächspartners an die Oberfläche zu holen ist.
Beim Ausforschen der Grundfrage geht es nicht darum, eine Bewertung durchzuführen, die Meinung des anderen also nicht nach eigenen Kriterien abzustecken, sondern die Sichtweise zu akzeptieren und so zu festigen, was daran jetzt tatsächlich bedeutsam ist.

Wir, als Teilnehmer und Schreiber an und in einem Forenrollenspiel, verstehen unter Dialog das, was unsere Charaktere von sich geben wenn wir sie mit anderen interagieren lassen. Der Dialog kann langweilig sein, erheiternd, dramatisch oder erörternd, aber er wird erst tatsächliche Bedeutung erlangen, wenn wir ihn mit der Geschichte die wir drum herum schreiben auch verknüpfen, sprich interagieren.

Montag, 14. Februar 2011

Eigene Meinung – Darf ich sie in der ÖSF noch äußern?

Werte Leser,

die ist ein weiter Beitrag eines anonymen Autors oder einer anonymen Autorin.
Die ist nicht die Meinung der Newsletter-Redaktion und seiner Mitglieder!

Die Newsletter-Redaktion

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Was ist heute noch eine Meinung und vor allem, wie viel ist sie heute noch wert? Immer wieder wurde beobachtete, dass die eigene Meinung nichts mehr zählt. Warum ist das so? Warum wird die Meinung einzelner einfach nicht beachtet? Und warum wird die Meinung eines einzelnen als die einzige Meinung ausgegeben?

Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben.
Friedrich Hebbel


Warum kommt es wohl so oft zu einem politischen Sturz? Nicht weil man was anderes will, sondern weil es eine Meinung gibt. Die eigene Meinung gegen DIE EINZIG WAHRE MEINUG – die dann nicht mal die wahre ist.

Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen wähnen, wenn jemand eine Meinung ausspricht.
Christian Morgenstern


Jemand, der sich in seiner eigenen Meinung festgebissen hat, fühlt sich schnell angegriffen, wenn jemand anderes versucht dieser Person eine andere Meinung nahe zu legen. Ja, selbst wenn man sie nur kundgibt, fühlen sich viele angegriffen.

Es ist immer wieder traurig, dass er kaum noch jemanden gibt, mit dem man auf einem Level reden kann. Der seine Meinung vertritt, aber auch die Meinung eines anderen respektiert. Leider fehlt dieses Gefühl in der ÖSF. Es gibt einfach nur noch wenige, die ein Gespräch auf zivilisierter Ebene führen können. Viele werden angreifend, beleidigend oder sind einfach nur stur. Sie beharren auf ihrer Meinung und wollen, dass diese von anderen als Gesetz angesehen wird. Dies kann aber nicht sein.

Demokratisch ist es, dem anderen zuzuhören, seine Meinung zu erwägen, das, was einem selbst einleuchtet, zu akzeptieren und gegen das übrige, unter ständiger Wahrung des Respekt ...
Walter Scheel

Die ÖSF ist eine Gemeinschaft und jeder hat seine eigene Meinung. Wir sind alle Individuen und keine Borg. Wir sind kein Kollektiv, wir sind eine Gemeinschaft. Zusammengewürfelt aus allen Gesellschaftsschichten. Jeder hat seine Erfahrungen gemacht. Jeder hat eine andere Gefühlswelt. Jeder ist anders und man kann sich nur verstehen, wenn man sich gegenseitig respektiert.

Ein Meinungsaustausch ist, wenn ein Beamter mit seiner Meinung zu seinem Vorgesetzten geht und mit dessen Meinung zurückkommt.
Andrej Gromyko


Es gibt nur noch wenige, wirklich wenige, die ihre Meinung sagen. Die Meisten schlucken sie runter und schweigen, aus Angst davor, dass sie eh nicht angehört werden. Die die sich dann dazu durchringen können, ihre Meinung zu sagen, werden dann meist fertig gemacht oder es wird ins Lächerliche gezogen. Ich finde es schade, dass zur Diskussion um die Aktivität niemand was geäußert hat. In meinen Augen ist das Schweigen eine Zustimmung, denn wäre es anders, dann hätte man sich dazu geäußert. Was ich dann aber auf der anderen Seite nicht verstehen kann, dass ein ernstes Thema, welches allgegenwärtig ist, so ins lächerliche gezogen wird. Man zerreißt sich lieber hinter dem Rücken den Mund, als dass man es ausspricht.

Gegner glauben uns zu widerlegen, wenn sie ihre Meinung wiederholen und auf die unsrige nicht achten.
Johann Wolfgang von Goethe

Leider gibt es aber auch unter den Schreibern Leute, die sich über einen Entschluss hinweg setzen. Die dann stur bleiben und keine Rücksicht auf die anderen nehmen. Sie sind so verbissen, dass sie alles daran legen, dass die Leute um sie herum genau das tun, was die Person will. Sie steuert die anderen Schreiber, ob nun bewusst oder unbewusst. Sie werden damit nur zu Drohnen gemacht. Ein Kollektiv. Die Borg-Königin und ihre Drohnen.

Manche meinen, sie seien liberal geworden, nur weil sie die Richtung ihrer Intoleranz geändert haben.
Wieslaw Brudzinski


Ich möchte hiermit gewiss keinen Aufruf starten, jedoch möchte ich den Leuten Mut geben, ihren Mund auch mal aufzumachen und ihre Meinung zu vertreten. Und denn, die sich so verbissen an ihrer ‚einzig wahren‘ Meinung klammern, möchte ich einfach nur sagen, dass sie auch mal über der Tellerrand schauen sollten und vielleicht einfach mal auf einige andere Hören sollten. Und wenn sie einfach nur zuhören und die Meinung dann respektieren und sie nicht fertig machen und es ins lächerliche ziehen.

In diesem Sinne,
Anonyme